38. Spieltag: Bezirksliga Unterfranken West am 26.05.2013
Viktoria Kahl : Würzburger FV II    1:2  (0:0)
WFV II bekämpft Kahl und wird verdient Meister der Bezirksliga Ufr. West

Um sechs Minuten nach halb Fünf war die innere Überzeugung zumindest beim Busfahrer gereift. Joachim Neuland, den alle nur „Balu“ rufen, bahnte sich den Weg durch den strömenden Regen raus aus dem Kahler Waldsportplatz hinüber zu seinem Zweiachser, mit dem er die Fußballer des Bezirksligisten Würzburger FV II zu ihrem großen Finale an den Untermain chauffiert hatte. Im Bauch des Gefährts, das in der Richard-Wagner-Straße geparkt war, lag sie, die Begierde der Amateurfußballer, die im langen Schatten der Profis ja nur zu gerne auch etwas in der Hand haben beim Feiern und ihre Sehnsüchte am liebsten – Titel hin, Titel her – mit etwas Greifbaren stillen: Gut zehn Kilogramm schwer, innen aus Holz, drumherum etwas Pappmaschee, eine Hülle aus Gips und ein paar Tupfer Farbe. So sah das der Meisterschale nachempfundene Ding aus, das die Zellerauer Kicker am frühen Sonntagabend voller Freude in den wolkenverhangenen Himmel streckten, sich lautstark von den gut und gerne 130 mitgereisten Anhängern feiern ließen und ihren Trainer Patrick Sträßer so dankten, wie es die Profis ohnehin pflegen: Mit einer vollen Ladung aus dem übergroßen Bierglas wurde der scheidende Meister-Coach geduscht.
Geschafft! Mit dem 2:1 (0:0)-Erfolg im „Endspiel“ um die Meisterschaft der Bezirksliga West beim direkten Verfolger Viktoria Kahl haben sich die Würzburger Träume ein Jahr nach dem Scheitern in der Relegation gegen Unterspiesheim doch noch erfüllt. „Diesmal“, sagte Sträßer, „war mehr Leidenschaft drin. Wir sind hierher nach Kahl gekommen, um unbedingt zu gewinnen. Wir wollten nicht zuvorderst feinen Fußball spielen, sondern vielmehr alles in die Waagschale werfen, um auch wirklich Meister zu werden. Dafür haben die Jungs zuletzt immer wieder Vollgas gegeben und alles dafür getan. Heute gibt es die Belohnung dafür. Das war absolut verdient.“
Kahl trifft jetzt auf Höchberg
Der WFV II spielt in der neuen Saison also in der Landesliga, hat sich die Relegation dorthin mit dem gerechten Erfolg in Kahl erspart – stattdessen geht die Viktoria in die Qualifikation. In der ersten Runde wartet bereits am kommenden Donnerstag das Heimspiel gegen Noch-Landesligist TG Höchberg (18 Uhr), am Sonntag (16 Uhr) dann entscheidet sich vor den Toren Würzburgs, wer in die zweite Runde gelangt. Das alles interessiert beim WFV höchstenfalls noch am Rande.
Denn die Zellerauer haben sich in einer intensiv geführten, dem Regenwetter angepassten Partie in Kahl durchgetankt. „Anfangs haben wir ein paar Minuten gebraucht, um ins Spiel zu finden“, erkannte Sträßer. Doch danach hatten die Gäste alles im Griff, aber durch Johannes Lotter auch die große Chance zur Führung vergeben. Im Zusammenspiel mit dem ebenfalls aus dem Bayernliga-Kader abgestellten Wojtek Droszcz semmelte er die Kugel über den Kahler Kasten (17.). Eine immer länger werdende Freistoßflanke von Kevin Markert lenkte FC-Keeper Marcel Lutz im letzten Augenblick über die Latte (22.). Die bis dato in dieser Saison daheim noch unbesiegte Viktoria konnte sich vor der Pause aus den Klauen der Gäste befreien: Tim Müller zielte knapp vorbei (43.) – und nach dem Seitentausch war WFV-Keeper Jan-Peter Grunz aus dem Duell mit Dominik Witzel als Sieger hervorgegangen (53.).
„Danach hatte Kahl eigentlich keine echte Chance mehr“, sagte Sträßer, dessen Vater Peter am Spielfeldrand ebenso mitfieberte und später erster Gratulant war. Patrick Hofmann war es, der das WFV-Tor zum Titel weit aufstieß, als er Michael Hertlein mustergültig bediente und der zur Führung einschob (73.). Da machte sich der WFV-Busfahrer auf den Weg und verpasste sowohl die Entscheidung mit dem 2:0 durch Droszcz (76.), als auch die Kahler Ergebniskosmetik – Jasko Colovic traf aus kurzer Distanz (78.). Und auch die Rote Karte gegen den schon ausgewechselten Johannes Lotter, der beim 1:0 aufs Feld stürmte und vor einem Kahler Spieler provokativ gejubelt hatte (73.), bekam er nicht zu sehen. Aber egal. Hauptsache am Ende war das Ding aus Holz, Pappmaschee und Gips da.

Für den WFV II spielte: Jan-Peter Grunz – Joshua Heberlein, René Schäffer, Philipp Günder, Andreas Ganzinger – Kevin Markert, Michael Hertlein, Patrick Hofmann, Wojtek Droszcz - Johannes Lotter (65. Andreas Flockerzi), Vella Zeka (76. Johannes Weidl)
Weitere Auswechselspieler:  Andreas Jazev, Andreas Flockerzi
Tore: 0:1 Michael Hertlein (74.), 0:2 Wojtek Droszcz (77.)
Karten: WFV II – (gelb) Andreas Ganzinger, Wojtek Droszcz, Kevin Markert, (rot) Johannes Lotter
Schiedsrichter: SR: Steffen Mix, ASS1: Tobias Horn, ASS2: Frank Tallner